Paganini und Swing begeisterten das Publikum

Eigener Bericht mit Bildern

Es gibt viele Gelegenheiten, die Stadt- und Feuerwehrkapelle Leimen zu erleben. Dennoch ist das alle zwei Jahre stattfindende Konzert in der Festhalle des Zementwerks ein besonderer Höhepunkt, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Die Kapelle unter der Leitung von Karl Benz bereitet sich auf diese Konzerte ganz gezielt vor, und so durften die vielen Zuschauer, die am 12. April in die Festhalle gekommen waren und diese bis auf den letzten Platz füllten, gespannt sein.

Auch auf der Bühne herrschte ein großer Andrang, denn im Vergleich zum Konzert 2001 waren einige Musiker mehr unterzubringen. Daher musste ein Vorbau her, auf dem die Klarinetten und Flöten Platz fanden.

 

Der Zuwachs ist insbesondere dadurch begründet, dass der größte Teil des Jugendorchesters in das Hauptorchester integriert werden konnte - ein erfreuliches Ergebnis der Nachwuchsarbeit.

Der 1. Vorsitzende Wolfgang Reineke, der zusammen mit Heike Arnold durch das Programm führte, wünschte dem Publikum zu Beginn eine angenehme musikalische Reise.

Diese begann im 19. Jahrhundert mit Ludwig van Beethovens Ouvertüre zu Goethes Drama "Egmont". Schon in diesem ersten Stück zeigte sich, dass sich die Umgestaltung der Bühne auch akustisch positiv auswirkte: Die dynamischen Differenzierungen, das Wechselspiel zwischen den Holz- und Blechblasinstrumenten und das große Finale, im wahrsten Sinne des Wortes mit "Pauken und Trompeten" - dies alles kam wunderbar zur Geltung und wurde vom Publikum mit viel Applaus bedacht.

Beim nächsten Programmpunkt blieb man im 19. Jahrhundert, allerdings ein paar Jahrzehnte später. Die Reise ging nach Frankreich: Bei Auszügen aus Giaccomo Puccinis "La Bohème" kam die ganze Dramatik der Handlung der Oper in der Musik zum Ausdruck: Das unbeschwerte Pariser Leben zu Beginn, verkörpert durch beschwingt aufspielende Klarinetten und Saxophone, die melanchonischen Flötenpassagen und die dramatischen Hörner, als Mimis Lungenkrankheit sich verschlimmert und der Tod zur Gewissheit wird, schließlich die furiose Schlusssequenz mit einem Tutti in Moll - die Spannung des Publikums entlud sich in einem tosenden Applaus.

Von Frankreich ging's nach England. In der "Rhapsody for Euphonium and Concert Band" zeigte Till Kilany als Solist auf dem Euphonium, dass auch tiefe Blechblasinstrumente sich als Soloinstrument eignen. Wurde das Publikum zu Beginn noch von dem weichen Euphonium, dessen Klang sich mit dem der Flöten und Klarinetten mischte, eingelullt, so wurde es bald durch die Signale der Blechbläser wieder wachgerüttelt. Gerade das Wechselspiel zwischen den Solopassagen und den beeindruckenden Tutti macht dieses Stück so interessant.

Als letztes Stück des ersten klassischen Teils gab es einen besonderen Leckerbissen: Bei "Fantasy Variations on a Theme by Niccolo Paganini" zeigte sich, in wie vielfältiger Weise sich ein Thema variieren lässt. Nachdem die Flöten das Thema vorgestellt hatten, übernahm bei den einzelnen Variationen abwechselnd ein ganzes Register oder einzelne Instrumente, wie z. B. Baritonsaxophon oder Bassklarinette, die Führung. Die Xylophon-Variation wurde sogar ausschließlich von Percussion-Instrumenten bestritten. Das Publikum belohnte die Darbietung mit extra viel Applaus.

Nach der Pause ging's beschwingt weiter: "A Tribute to Sammy Davis Jr." stand auf dem Programm.

Bei Stücken wie "The Candy Man" oder "Mr. Bojangles" konnte das Publikum mitswingen. Es folgte "Vision - City of Hope", eine moderne Big Band-Komposition von Bob Mintzer mit ungewohnten interessanten Rhythmen. Dann ging es in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Mit "Harlem Nocturne" entführte Solist Andreas Arnold mit seinem Altsaxophon das Publikum in eine dunkle Bar im Schwarzenviertel. Auch als Unterwäsche auf die Bühne flog, ließ der Solist sich nicht ablenken - er spielte umso ausdrucksstärker die erotische Melodie und erntete donnernden Applaus.

Weiter ging es mit einem Novum: Beim letzten Konzert hatte es mit einem Sänger angefangen - heute standen gleich vier auf der Bühne: Katinka Reineke (Sopran), Kerstin Nowarra (Alt), Oliver Nowarra (Tenor) und Wolfgang Reineke (Bass) mit "It don't Mean a Thing, if it aint't Got that Swing". Das Zusammenspiel zwischen Orchester mit Andreas Böser an der Solo-Trompete und Miriam Benz am Flügel klappte fabelhaft. Eine solche Gesangsnummer ist nicht zuletzt auch eine Herausforderung für die Tontechniker. Dem Beifall des Publikums nach zu urteilen blieben weder musikalisch noch technisch Wünsche offen.

Bei "Earth, Wind & Fire in Concert" wurden dann die Gesangsstimmen wieder durch die gewohnten Instrumente ersetzt. Mit den Hits "September", "After the Love has gone" und "Fantasy" ließ sich das Publikum gerne in die 70er und 80er Jahre zurückversetzen.

Wolfgang Reineke und Heike Arnold bedankten sich anschließend bei allen, die zum Gelingen des Konzerts beigetragen hatten. Hier ist natürlich in erster Linie der Dirigent Karl Benz zu nennen. Ein solches Konzert auf die Beine zu stellen, ist nicht nur für jeden Musiker, sondern natürlich insbesondere für den Dirigenten viel zusätzliche Arbeit. Der Dank ging auch an seine Frau Anne, die viele Abende und Wochenenden auf ihren Mann verzichten musste.

Den ausgezeichneten Klang hatten die Musiker und das Publikum Hubert Schramm zu verdanken, der die Tontechnik jederzeit im Griff hatte. Und weil das Auge auch was haben will, gab es wieder eine tolle Lightshow, für die Michael Philipp verantwortlich war. An den Spot-Scheinwerfern wurde er unterstützt von Maika Drechsel und Heiko Truppel. Ein Dankeschön ging auch an die Helfer, die eher im Hintergrund tätig waren: Anke Ankert, Anni Graf, Karin Kempke und Beate Mayer an der Kasse und der Garderobe, dem Palatin für die Bewirtung, den Fotografen sowie der Liedertafel für die Bühnenelemente und der Feuerwehr für die Unterstützung beim Auf- und Abbau. An Heidelberger Zement, insbesondere an Herrn Schmich und Herrn Becht, die die SFK hervorragend unterstützt hatten, schickte Wolfgang Reineke ein extra Dankeschön.

Er kündigte an, dass nachdem ein Großteil der Kapellenmitglieder bei der Aktion "Hilfe für Tobias" eine Woche zuvor anwesend war und mit eigenen Augen sehen konnte, wie groß der Andrang von Menschen bei der Typisierungsaktion war, man sich spontan entschlossen habe, einen Teil des Konzerterlöses dieser Hilfsaktion zugute kommen zu lassen. (siehe hier)

Nach so viel Dank war wieder die Musik dran. Mit "Sie sind im Auftrag des Herren unterwegs" kündigte Wolfgang Reineke die letzte Nummer im Programm an: "The Blues Brothers". Bei diesem Stück erhielten die Musiker Unterstützung aus den Reihen des Jugendorchesters: Frederike Unverfehrt an der Querflöte, Ruth Peeck an der Klarinette sowie Tobias Gehrig und Christoph Kempke an der Trompete verstärkten das Orchester. 

Natürlich wollte das Publikum die Kapelle nach Hits wie "Everybody needs sombody", "Respect" und "Gimme some Lovin'" nicht nach Hause lassen, sondern forderte eine Zugabe. Und so folgte "It's Raining Men", eine Nummer, die nach dem Regeneinbruch im Probenraum zwei Wochen zuvor (die Noten gerade dieses Stückes wurden dabei durchnässt ...) fast schon symbolischen Charakter hatte und das Publikum noch einmal mitriss. Auch nach der zweiten Zugabe "We have a dream" gaben die Zuschauer keine Ruhe, und so wurde zum Abschluss noch mal "It don't mean a thing" gesungen und gespielt.

Dem Echo des Publikums nach zu urteilen, war das Konzert der SFK auch in diesem Jahr wieder eine gelungene Sache, und man darf gespannt sein, was beim Konzert 2005 auf dem Programm stehen wird.

MM

Weitere Bilder gibt's hier